Am Donnerstag, dem 27. Juni 2025, um 17:00 Uhr berät der Kreistag des Landkreises Sächsische Schweiz – Osterzgebirge über einen Antrag der Konservativen Mitte zur medizinischen Versorgung im Altweißeritzkreis. Die Fraktion fordert darin die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für neue geburts- und kindermedizinische Angebote – auch jenseits klassischer Klinikstrukturen. Hintergrund ist die seit Monaten bestehende Versorgungslücke nach der Schließung mehrerer Abteilungen in Freital. Mit dem Antrag steht nun eine konkrete Entscheidung an: Der Kreistag kann den Weg für Untersuchungen für eine zukunftsorientierte, wohnortnahe Lösung freimachen – und damit ein starkes Signal an Familien und junge Menschen in der Region senden.
Machbarkeitsstudie beantragt – „Die aktuelle Situation ist nicht hinnehmbar.“
Die Gruppe Konservative Mitte im Kreistag Sächsische Schweiz – Osterzgebirge hat einen Antrag eingebracht, der Bewegung in die Debatte um die medizinische Versorgung von Kindern und Familien bringen soll. Ziel ist eine umfassende Machbarkeitsstudie zu möglichen Alternativen in den Bereichen Geburtshilfe und Kindermedizin. Hintergrund ist die anhaltende Versorgungslücke nach der Schließung mehrerer Fachabteilungen am Krankenhausstandort Freital.
Bereits in den vergangenen Monaten hatte die Konservative Mitte wiederholt auf die Folgen für die Bevölkerung hingewiesen und Vorschläge unterbreitet, wie Versorgung auch jenseits klassischer Strukturen gesichert werden kann. Nun liegt mit dem Ersetzungsantrag ein konkreter Verfahrensvorschlag vor, der den Blick nach vorn richtet. Über diesen soll zur Kreistagssitzung am 23.06.2025 (Beginn 17.00 Uhr, Kreistagssaal im Landratsamt Pirna, Elbflügel) entschieden werden. „Wir brauchen tragfähige Lösungen – nicht irgendwann, sondern jetzt. Familien in einer ganzen Hälfte des Landkreises haben Anspruch auf eine funktionierende Grundversorgung“, so Peter Pfitzenreiter, Vorsitzender der Konservativen Mitte.
Versorgungslücke mit Ansage
Die Schließung der Kinderklinik, Geburtsstation und Gynäkologie durch den Klinikbetreiber HELIOS kam für viele plötzlich – doch sie war absehbar. Bereits im Vorfeld wurden laut übereinstimmenden Berichten medizinische Leistungen bewusst ausgedünnt. „Das Angebot soll so stark eingeschränkt worden sein, dass viele Frauen direkt in andere Kliniken ausgewichen sind. Das wiederum wurde dann als Begründung für die Schließung herangezogen“, schildert Pfitzenreiter die Dynamik.
Die Auswirkungen spüren inzwischen viele Menschen in der Region. Besonders werdende Eltern und junge Familien sind betroffen. Die nächsten geeigneten Kliniken befinden sich in Pirna, Freiberg oder Dresden – Anfahrtswege von 30 Minuten und mehr sind keine Ausnahme. „In Notfällen kann das zu einer echten Gefahr werden“, so die Mahnung aus der Kreistagsgruppe.
Machbarkeitsstudie soll Wege aufzeigen
Der eingebrachte Antrag sieht vor, dass die Kreisverwaltung bis spätestens Mitte 2026 prüft, welche Alternativen infrage kommen. Dabei geht es ausdrücklich nicht nur um die Reaktivierung der alten Strukturen, sondern um neue Versorgungsmodelle, die der Situation vor Ort gerecht werden.
Beispiele dafür gibt es bereits. So läuft im Main-Kinzig-Kreis seit 2024 das Modell „Hebamme vor Ort“ – ein Konzept, das es Hebammen ermöglicht, auch außerhalb des Klinikbetriebs unter sicheren Bedingungen Geburten zu begleiten. Solche Modelle könnten helfen, die Lücke zu überbrücken, bis tragfähige stationäre Angebote geschaffen sind.
Fachlich und politisch geboten
Dass die wohnortnahe Versorgung in der Bevölkerung eine hohe Priorität genießt, bestätigen zahlreiche Studien. Eine Umfrage der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2024 ergab: 93 % der Menschen in Deutschland halten ein Krankenhaus in der Nähe für wichtig oder sehr wichtig. Besonders im Bereich Geburtshilfe und Kindermedizin spielt Erreichbarkeit eine zentrale Rolle – lange Fahrzeiten erhöhen nachweislich das Risiko bei Geburten oder Kindernotfällen.
Auch wirtschaftlich sei die Diskussion fehlgeleitet, betont die Konservative Mitte. „Versorgung muss nicht gewinnorientiert sein. Sie ist ein Grundrecht. Das sagt auch das Sächsische Krankenhausgesetz ganz klar“, erinnert Pfitzenreiter. Dort heißt es, dass Landkreise im Zweifel selbst Kliniken betreiben müssen, wenn kein anderer Träger gefunden wird.
Lösungsansätze liegen auf dem Tisch
Die Konservative Mitte hatte bereits im Herbst 2024 auf konkrete Alternativen verwiesen: Kommunale Trägerschaften, regionale Klinikverbünde, Kooperationen mit Unikliniken oder die Gründung eines sektorenübergreifenden Gesundheitszentrums in Freital – alle Optionen liegen auf dem Tisch. In anderen Regionen Deutschlands funktionieren solche Modelle längst.
Dazu Pfitzenreiter weiter: „Wir sagen nicht: Alles muss wie früher werden. Aber es muss wieder etwas da sein. Die Menschen in Freital und Umgebung dürfen nicht abgehängt werden.“
Besonders für junge Familien ist die geburtshilfliche Versorgung ein Standortfaktor. Ohne sie sinkt die Attraktivität der Region – für neue Einwohner ebenso wie für Fachkräfte. „Es geht hier auch um Vertrauen. Wenn der Staat sich zurückzieht, verlieren die Menschen das Gefühl, ernst genommen zu werden“, warnt Pfitzenreiter.
Jetzt ist der Kreistag am Zug
Mit dem Ersetzungsantrag schafft die Konservative Mitte die Grundlage für eine strukturierte Zukunftsplanung. Die Fraktion erwartet eine breite Unterstützung im Kreistag – denn die Zahlen und Stimmen aus der Bevölkerung sind eindeutig. „Wir wissen: Lösungen gibt es. Jetzt braucht es Mut und politischen Willen“, so Pfitzenreiter abschließend.
Videobotschaft von Peter Pfitzenreiter
Links
- Unterlagen der Kreistagssitzung zu diesem Thema
- YouTube-Video: Geburtshilfe und Kindermedizin in Freital und Umgebung: Kreistag entscheidet am 23. Juni